Schluss mit Filtern, Schluss mit vorteilhaften Perspektiven - eine neue App im Ozean der Social Media Apps

Der Markt der sozialen Netzwerke ist groß und er wächst. Sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen nutzen die Netzwerke wie Facebook, Instagram, Whatsapp, Twitter und Tik Tok nahezu täglich - dem Digital Data Report zufolge sind es in Deutschland rund 66 Mio. Menschen (Stand Januar 2021). Allein von 2020 bis 2021 kamen ca. 7.7 Mio Menschen hinzu. 

Ja, der Markt ist groß und er wächst - und das bedeutet auch, dass immer neue soziale Netzwerke hinzukommen. 2020 machte Clubhouse von sich reden, jetzt wächst die Aufmerksamkeit an der neuen App aus Frankreich Be Real. 

Was ist Be Real? 

Be Real - eine App aus Frankreich, mit dem Ziel mehr Authentizität auf Social Media. Aber wie geht das? Die App fordert ihre Nutzer*innen auf innerhalb von 2 Minuten etwas zu posten - jeweils ein Bild mit der Frontkamera und eins mit der Selfie-Kamera. Filter und Bearbeitungsmöglichkeiten gibt es keine. Nichts kann bearbeitet oder retuschiert werden, nichts neu gepostet werden. 

Nutzer*innen sollen zeigen , wo sie sich befinden, was sie gerade machen, alles ungeschönt und echt. Dabei kommen die Benachrichtigungen der App nicht zu festen Uhrzeiten, sondern dann, wenn sie eben kommen. Kommt kein neuer Post innerhalb des 2-Minuten-Zeitfensters, wir den Follower*innen mitgeteilt, dass dieser Post nicht das echte Leben des Users in diesem Moment zeigt. 

Es geht bei Be Real also nicht um ein buntes, geschöntes Leben - es geht darum, teilzuhaben und echte, authentische Einblicke zu zeigen. Der Vorteil ist, Follower*innen sehen viel mehr Content aus dem Alltag und es reiht sich dabei nicht eine Besonderheit an die nächste. Noch hat sich die App in den Kreisen der Influencer, Content-Creator und Promis nicht durchgesetzt - mehr Echtheit der Lieblings-Social-Media-Stars wird aber von Seiten der Follower*innen gefordert. 

Gerade der #instagramvsreality hört nicht mehr auf zu trenden. Ebenso wie der Photo-Dump-Trend, Schnappschüsse aus dem Alltag und Wochenrückblicke mit nicht nur geschönten Bildern. 

Mit Facebook hat die neue App eine Gemeinsamkeit: Sie wurde zu Beginn vor allem an Universitäten genutzt und genießt dort auch Popularität, ehe sie seitdem Schritt für Schritt an Reichweite in der ganzen Welt gewinnt. 

Be Real - das neue soziale Netzwerk, das möchte, dass der unvorteilhafte Anblick beim versehentlichen Öffnen der Frontkamera verewigt und geteilt wird. Bye Bye, Filter - hallo Doppelkinn-Selfie. 

Wir haben uns die App natürlich näher angeschaut - daher hier auch unsere persönliche Einschätzung zu den ersten Erfahrungen: 

“Mit der ersten Benutzung beginnt auch schon die Umstellung. Ist man z.B. von Instagram oder Snapchat bisher gewohnt gewesen, aus einer Reihe von Filtern und Effekten wählen zu können, fühlt man sich von Be Real geradezu überrumpelt mit dem Anfertigen der ersten Fotos. "Wie, das war es schon?" oder "Oh wow, wieso geht denn jetzt automatisch die Selfie-Cam an?" waren meine ersten Reaktionen. Ein unsicheres Gefühl kam auf, weil gerade wegen des reduzierten Umfangs der Möglichkeiten innerhalb der App, mehr von sich preisgegeben wird, als man es gewohnt ist - völlig ungefiltert. Den zukünftigen Be Realern sei also bereits jetzt schon der Tipp mit auf den Weg gegeben, dass man sich auf eine Umgewöhnung einstellen muss.”

Welche Features hat Be Real?

Hier wird es interessant, denn “Your friends for Real” ist nicht nur ein Slogan. Follower*innen können in dieser App nachvollziehen, wer einen Screenshot von einem Bild gemacht hat, Filter gibt es nicht, Bearbeitung ausgeschlossen. Die App wirbt damit, dass sie “dich nicht berühmt macht”. 

Follower*innen können per Reaktion über das Foto des Tages aus ihrem Netzwerk abstimmen. Profile können öffentlich oder privat eingestellt werden und Be Real erstellt Fotoalben der geposteten Bilder. Alle geposteten Bilder bleiben 24 Stunden online sichtbar - ähnlich wie bei Snapchat.

Die Benachrichtigungen zum 2-Minuten-Zeitfenster können ausgesetzt werden und einmal pro Tag kann ein Bild gelöscht werden. Mehrfach ist dies aber nicht möglich, denn das steht im Widerspruch zur Intention der neuen App. 

⁠Sagt Be Real den Giganten Instagram, Facebook und Tik Tok den Kampf an? 

Eine 4.8 Sterne Bewertung mit über 310.000 Bewertungen im App Store sind auf jeden Fall nicht zu ignorieren. Und die Zielsetzung, Soziale Netzwerke wieder mehr “sozial” und “echt” zu machen, auch nicht. 

Die App vermerkt ein langsames, stetiges Wachstum. Sie hat bereits Nutzer aus den USA, Dänemark und Deutschland. Die meisten davon: Gen Z. Die Generation Z - weniger auf Facebook unterwegs, mehr auf Tik Tok, Instagram und Snapchat - ist interessiert an den neuen Möglichkeiten dieses sozialen Netzwerks. Im Angesicht der steigenden Aufmerksamkeit gibt es bereits erste “Kopien” von BeReal: 

• TikTok Now - der Fokus liegt hier auf Videos mit bis zu zehn Sekunden Länge, mit simultane Aufnahmen von Vorder- und Rückkamera;
• Instagram’s Candid Challenge - das Posten eines Fotos innerhalb eines 2-Minuten Zeitfensters;
• Snapchat - auch hier gibt es jetzt ein Dual Camera Feature. 

Be Real könnte die ganze Welt erreichen, aber das gilt es abzuwarten. 

Be Real für Unternehmen 

Noch gibt es keine Infos darüber, ob Unternehmen die App als Kommunikationskanal und Werbeplattform nutzen. Es ist auch nicht klar, ob es überhaupt Möglichkeiten für bezahlte Anzeigen gibt - aktuell im Gespräch sind sogenannte “Paid Features” oder “Abonnements”, die von den Usern erworben werden können.

Welche Chance bietet die Möglichkeit für Authentisches Auftreten für Unternehmen? Der bekannte “Blick-hinter-die-Kulissen” könnte so echter werden und Kunden zeigen, wie in der jeweiligen Branche der Arbeitsalltag aussieht.

Aber noch mehr: Die App spricht die Gen Z an - die kommende Generation, die den Arbeitsmarkt umkrempeln wird. Echte Einblicke können ein Mittel für das Employer Branding sein, ein Mittel, um sich als Arbeitgeber authentisch attraktiv zu machen. 

Festzuhalten ist auf jeden Fall, dass es in der Online Kommunikationswelt der sozialen Netzwerke nie langweilig wird. Neben den großen Fischen im Ozean, kommen stetig neue kleinere Fische hinzu. Und wenn nicht aufgepasst wird, werden die Kleinen schneller groß als man meinen mag. 

Fest steht auch, dass Authentizität in allen sozialen Netzwerken mehr gefördert werden sollte.  “Be Real” sollte nicht nur der Name der neuesten App sein - es sollte einen gesamten Trend betiteln. 

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